Mit der Ausstellung Hans Poelzig. Projekte für Berlin stellt das Museum für Architekturzeichnung in Kooperation mit dem Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin das Werk eines Architekten vor, der neben Walter Gropius, Bruno Taut, Mies van der Rohe und Peter Behrens zweifelsfrei zu den bekanntesten deutschen Baumeistern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört.
Das Œuvre von Poelzig ist genauso vielseitig wie seine Persönlichkeit: Neben Architektur widmete er sich der Malerei, schuf Bühnenbilder und Filmarchitektur. Darüber hinaus unterrichtete er in Breslau, wo er gleichzeitig Direktor der Kunst- und Kunstgewerbeschule war, und später in Berlin, an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Hans Poelzig gilt als ein meisterhafter expressionistischer Architekt, dessen Zeichenstil durch kraftvolle Striche mit Kohlestift beziehungsweise Pastell charakterisiert ist. Weniger bekannt sind die Skizzenbücher des jungen Poelzig, die noch etwas zurückhaltend und romantisch wirken, wo aber sein zeichnerisches Talent bereits zur vollen Entfaltung kommt. Die
Vielseitigkeit des Architekten äußert sich nicht nur in verschiedenen Stilrichtungen und Zeichenmaterialien, sondern auch in den Funktionen der geplanten Gebäude: vom kleinen Wohnhaus über Kultur- und Verwaltungsbauten bis zu den großen städtebaulichen Entwürfen.
Das Berlin der Zwischenkriegszeit (1918–1933) bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten zog viele Kreative aus der ganzen Welt an: aus dieser Zeit stammen auch die wichtigsten Entwürfe Hans Poelzigs für die deutsche Hauptstadt.
Als Ikone der modernen Architektur gilt das von Mies van der Rohe geplante, aber nicht realisierte gläserne Hochhaus an der Friedrichstraße. Hans Poelzig nahm ebenfalls an diesem Wettbewerb teil – sein Entwurf wirkt nicht weniger spektakulär: wuchtig, monumental, imposant in seiner Darstellung als Perspektivansicht in Kohlestift. Ebenfalls für Berlin-Mitte entwarf Poelzig das Lichtspieltheater Babylon, welches heute noch als Kino in Betrieb ist.
Das bekannteste Projekt von Hans Poelzig in Berlin-Mitte ist jedoch sicherlich der Umbau des Zirkus Schumann zum Großen Schauspielhaus, wo sein expressionistischer Ausdruck insbesondere in den stalaktitähnlichen Säulen zur Geltung kam. Der Bau wurde 1988 aufgrund von Schäden an der Pfahlgründung abgerissen.
Mit dem Entwurf des Rundfunkhauses Ende der 1920er Jahre an der Masurenallee in Charlottenburg in der Nähe des heutigen Theodor-Heuss-Platzes war der Architekt seiner Zeit voraus. Bei diesem Projekt bestand die Herausforderung darin, ein Verwaltungsgebäude mit integrierten Hörfunkstudios und sensibler Technik zu entwerfen. Er löste die Aufgabe meisterhaft, indem er die Produktionsstätten im Innern des Gebäudes platzierte, umrahmt von den Büros, welche die Studios auf diese Weise vom Straßenlärm abgeschirmten. Das Rundfunkhaus mit seinem dekorativen Grundriss wurde als ein Teil des Ensembles um das Messegelände angedacht und sollte mit der geplanten ovalen Messehalle, dem sogenannten „Poelzig-Ei“, in Dialog treten.
Auch industrielle Bauten sind in der „Berliner Sammlung“ vertreten: so das Kabelwerk von Dr. Cassirer in Berlin-Spandau, welches heute die Archivräume des Stadtmuseums Berlin beherbergt. Weniger bekannt, aber nicht minder interessant sind die nicht realisierten Filmstudios in Gatow mit den ornamentalen Fassaden, deren Muster an das Innenraumdekor des bekanntesten Projektes von Hans Poelzig, das Verwaltungsgebäude der I. G. Farben in Frankfurt am Main erinnert, heute Campus Westend der Goethe-Universität.
Die Ausstellung wird kuratiert von Hans-Dieter Nägelke (Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin) und Nadejda Bartels (Tchoban Foundation). Die in der Ausstellung gezeigten Werke sind Leihgaben des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin.
Museum für Architekturzeichnung
Christinenstraße 18a, 10119 Berlin
Ausstellungseröffnung: 17. Oktober 2018 um 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 18. Oktober 2018 – 3. Februar 2019
Öffnungszeiten: Mo–Fr: 14:00–19:00 Uhr, Sa–So: 13:00–17:00 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt: 3 Euro