320 Kids wollen einen Pausenhof

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Die Grundschule am Teutoburger Platz soll umgebaut und erweitert werden. Der Bezirk Pankow will die Schüler während der Bauphase in einem Ersatzgebäude in der Straßburger Straße unterbringen. Dort gibt es allerdings keinen Pausenhof, der seinen Namen verdient. Die Elternschaft der Grundschule hat deshalb dem Bürgermeister von Pankow einen offenen Brief geschrieben. Darin heißt es:

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Köhne, die Eltern und Schüler der Grundschule am Teutoburger Platz freuen sich darüber, dass das Gebäude saniert werden soll. Sie wehren sich jedoch energisch gegen den Plan, den Schulbetrieb während des Umbaus in das Gebäude Straßburger Straße 56 auszulagern, das über keinen Schulhof verfügt. Dort gibt es nur einen viel zu kleinen Vorhof. Die zuständige Schulstadträtin Frau Lioba Zürn-Kasztantowicz erklärt, dass die Kinder die nächstgelegenen Spielplätze sowie eine benachbarte Turnhalle nutzen sollen. Der nächstgelegene Spielplatz am Wasserturm liegt aber 600 Meter entfernt. Das bedeutet für die jüngeren Kinder einen Weg von mindestens 10-15 Minuten pro Richtung, und das nur bei trockenem Wetter. Das ist unzumutbar. Dass eine Schulbehörde in Betracht zieht, Kindern im Alter von 6-12 Jahren schulnahen Freiraum zum Toben und Spielen zu nehmen, spricht jeglicher pädagogischen Einsicht Hohn. Wir sind nicht damit einverstanden, dass die Kinder mehrmals am Tag entlang verkehrsbelasteter Straßen unterwegs sein sollen.

Auf dem Spiel stehen nichts weniger als der Lernerfolg, das Wohlbefinden und die Sicherheit unserer Kinder. Namentlich werfen wir daher Frau Zürn-Kasztantowicz vor, diese Pläne in unerträglicher Weise zu verharmlosen. So nennt sie eine Zahl von 600 Quadratmetern, die sich aber auf die gesamte unbebaute Fläche des Gebäudes bezieht, einschließlich der Stellplätze für Mülltonnen und Fahrräder und der Zufahrten. Im übrigen spricht sie stets von einem „ zeitweiligen Ausweichquartier“ und bügelt die Einwände, den Schulhof betreffend, mit der Bemerkung ab, man könne eben keinen „Luxus“ erwarten. Zugleich aber gibt sie die schwammige Formulierung von „zwei bis zweieinhalb Jahren“ für die Dauer des Umbaus an. Das ist beileibe kein kurzfristiger Zeitraum.

Von unserer Seite sehen wir zwei Lösungsmöglichkeiten. Zum einen haben wir das „Förderzentrum Schule am Senefelder Platz“ im Blick. Das Gebäude in fußläufiger Nähe zur Schule am Teutoburger Platz steht derzeit in Teilen leer. Es verfügt über einen riesigen Schulhof sowie eine Turnhalle. Wir fordern die Verwaltung auf, gemeinsam mit uns und dem Förderzentrum eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu erarbeiten. Zum anderen käme das Gebäude in der Straßburger Straße nur dann für uns in Frage, wenn der Bezirk die unbebaute Fläche auf dem angrenzenden Grundstück anmietet. Wir stellen fest: Die Schulstadträtin hält nach eigenem Bekunden einen Schulhof für „Luxus“. Und wenn wir weiter zurückblicken, nehmen wir die Folgen einer vielfach verfehlten Schulpolitik wahr. Diese hat jahrelang nicht glauben wollen, dass auf den Bezirk eine Schülerwelle zurollt. Jetzt ist sie da, aber ehemalige Schulgebäude sind mittlerweile verkauft. Genutzt hat es nichts, Pankow ist pleite. Wir sehen nicht ein, dass wir und unsere Kinder solche Fehlleistungen der Lokalpolitik ausbaden sollen. Es gibt Steuergelder für Straßen, aber offensichtlich nicht für Kinder.

Unterschätzen Sie bitte nicht unsere Entschlossenheit, den Umzug in die Straßburger Straße zu verhindern, so lange es dort keinen Schulhof gibt. Sie können sicher sein, dass die Eltern in der Umgebung des Teutoburger Platzes von einer Anmeldung ihrer Erstklässler an unsere Schule absehen werden, wenn in der Schulhoffrage keine Lösung gefunden wird. Unsere Botschaft an die Eltern der zukünftigen Grundschüler im Bezirk kann in diesem Fall nur heißen: Meldet Euch rechtzeitig unter einer anderen Adresse an, sucht Euch eine Privatschule, rette sich wer kann vor dieser Schul-Politik! Wir sind sicher, dass sich der Unmut der Familien in den Ergebnissen der nächsten Wahl niederschlagen wird. Eine Schulpolitik ohne Beteiligung der Eltern oder gar gegen deren erklärten Willen ist zum Scheitern verurteilt.

Mit politischen Beschwichtigungen lassen wir uns nicht abspeisen. Um dieser Entschlossenheit Nachdruck zu verleihen, kündigen wir an, dass wir mit Ihnen, werter Herr Bürgermeister Köhne, über Ihr Büro innerhalb von 14 Tagen nach Eingang dieses Schreibens einen Termin vereinbaren werden. Wir nehmen an, dass Ihnen an einem Gespräch gelegen ist.“

Um die Forderungen der Eltern zu unterstützen, versammelten sich am Montag viele Dutzend Schulkinder vor der Grundschule auf einem winzigen Raum.

Presseberichte:
BZ: 320 Schulkinder ohne Pausenhof
Morgenpost: Eltern kämpfen um Pausenhof für Grundschüler

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Ein Kommentar

  1. Ich habe diese Seite über Google entdeckt und es trifft auch genau das Thema, wonach ich gefragt habe. Wie habt Ihr die Seite optimiert, wenn ich mal so frech sein darf, zu fragen? Bei diesen Suchergebnissen muss auch Eure Besucheranzahl ganz solide sein. Kann man da schon davon sprechen, dass man merkt, dass die Mühe sich lohnt? Schöne Grüße

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