Ausstellung „Deutsche Filmarchitektur“ 1918–1933 im Museum für Architekturzeichnung

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In der Weimarer Republik erlebte die Filmindustrie eine rasante Entwicklung: Neben der 1917 zunächst als Bild- und Filmamt (BUFA) gegründeten UFA (Universum-Film Aktiengesellschaft) gehörte die 1916 entstandene Deutsche Lichtbild-Gesellschaft (DLG bzw. Deulig) – beide zu Propagandazwecken ins Leben gerufen – zu den Marktführern der Branche. Neue Lichtspielhäuser schossen wie Pilze aus dem Boden, ihre Zahl wuchs in Deutschland von 1918 bis 1930 auf 5.000. Es waren überwiegend Stummfilme, die der Zuschauer zu sehen bekam. Ende der 1920er Jahre stieg die Tonfilmproduktion an und löste den Stummfilm bis 1936 endgültig ab.

Neben den Regiestars des deutschen Kinos wie Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Ernst Lubitsch erlangten viele Filmarchitekten, heute oft Szenenbildner genannt, wie Otto Hunte, Erich Kettelhut, Hermann Warm und Robert Herlth große Bekanntheit. Ihre Arbeit war von ebenso großer Wichtigkeit, denn sie umfasste neben der Gestaltung des Szenenbildes weitergehende Planungen in der Umsetzung der Filmidee: Die Skizzen enthielten oft bereits vorgezeichnete Kamera- und Schauspielerpositionen, die Kulissen aufgemalte Lichteffekte, was in der Nachkriegszeit wegen der Unterbrechung der Stromversorgung von großer Bedeutung war. Für einige Szenen mit Spezialeffekten wurden aufwendige Modelle gebaut, die teilweise nur für eine kurze Sequenz im Film zu sehen waren. Henri Langlois schrieb voller Bewunderung über den deutschen Stummfilm in einer Festschrift für Robert Herlth 1965: „Die Metaphysik des Dekors ist ein Geheimnis des deutschen Films. Und in den Filmen, bei denen die Komposition alles bedeutet, ist [der] Filmarchitekt der Alchimist einer Welt, die er dank der Magie seines Wissens quellend erstehen lässt.“

Das Museum für Architekturzeichnung zeigt Entwürfe von Emil Hasler, Robert Herlth, Otto Hunte, Erich Kettelhut, Hans Poelzig, Franz Schroedter und Hermann Warm zu Das Cabinet des Dr. Caligari, Der Golem, wie er in die Welt kam, Metropolis, Die Nibelungen, Der blaue Engel und weiteren Meisterwerken dieser Zeit.

Ort: S. Tchoban Foundation, Christinenstraße 18a, 10119 Berlin
Zeit: 13. 6. – 29. 9. 2019
Mo – Fr 14 –19 h
Sa & So 13 –17 h

Tchoban Foundation