Pfefferberg-Nordhof im Visier

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Ein wahrer Sturm im lokalen Blätterwald hat es kundgegeben: Das BMW Guggenheim Lab, eben noch auf einer großen Brachfläche im Kreuzberger Wrangelkiez geplant, ist für diesen Standort abgesagt worden. Angeblich wegen Drohungen erzürnter Nachbar/innen (bzw. „Chaoten“), doch später mussten alle Beteiligten zugeben, dass es keine Drohungen gegeben hatte.

Nun ist Kreuzberg also für das „Lab“ verbrannt, und man entsinnt sich früherer Planungen, als der Nordhof auf dem Pfefferberg noch dafür vorgesehen war. Eigentlich zu klein, und die Gegend zu unspannend für das „Lab“, aber da sich spannendere Gegenden als widerspenstig erwiesen haben…

Dabei handelt sich beim Nordhof durchaus um einen umstrittenen Ort: Die Pfefferberg Entwicklungs GmbH & Co. KG will im Hof ein Bürogebäude bauen, obwohl der Hof laut Sanierungsgebiet einer öffentlichen Grünfläche vorbehalten ist. Die Pfefferberg GmbH muss diese Grünfläche herrichten, sonst ist der Kaufvertrag für den Pfefferberg hinfällig. Aber die Bezirksverwaltung scheint viel zu verbandelt mit den Pfefferberg-Eignern und hat schon mal eine Baugenehmigung für das Bürogebäude erteilt, obwohl dies den geltenden Sanierungszielen widerspricht. Nun sollen die Sanierungsziele angepasst werden. (So viel zur Aussagekraft von Sanierungszielen und zur einseitigen Investorenfreundlichkeit der Bezirksverwaltung.)

Da man im Kiez recht sauer darüber ist, derart vom Bezirk übergangen worden zu sein, dürfte es spannend werden, wie angesichts dessen ein möglicher Standort Pfefferberg für das BMW Guggenheim Lab begrüßt werden wird. Immerhin gibt es jetzt aus Kreuzberg einige Handreichungen, wie man Investoren verschrecken kann. Und wen interessiert, was das BMW Guggenheim Lab überhaupt ist, dem sei ein hervorragender Artikel aus der Taz empfohlen.

4 Kommentare

  1. Vielfach wird gesagt, es sei doch schade um den Diskussionsraum BMWGuggenheimLab, denn genau dort hätte man die stadtpolitischen Probleme ja besprechen können. Tatsächlich inszeniert sich das Lab als Partizipations-Labor. Doch wo „Beteiligung“ drauf steht, ist noch lange nicht Beteiligung drin. Thomas Wagner, Autor des empfehlenswerten Buchs „Demokratie als Mogelpackung“, hat auf seiner Website einen lesenswerten Kommentar dazu verfasst.

    Auch das neue Mieterecho beschäftigt sich kritisch mit dem Thema Beteiligung: Echte Demokratie oder neoliberales Steuerungselement? Darin enthalten ist ein Beitrag Thomas Wagners, warum auch Unternehmer nach mehr Bürgerbeteiligung rufen – so wie die BMW-Stiftung „Herbert Quandt“, die sogenannte „Bürgerplattformen“ in Schöneweide, Wedding und Neukölln finanziert. Schließlich gibt es auch einen Beitrag zur Bürgerbeteiligung in der Stadtplanung.

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