Abriss – provisionsfrei!

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Vor einigen Monaten waren die Bagger an der Linienstraße 218/219 angerückt und hatten das Grundstück beräumt. Dort, wo 2005 noch der „TrendsportMinigolf ausgerufen worden war und ein Jahr später das hippe Herumhängen in alten Campingwagen („Trailerpark„), wird nun ein Bauprojekt angekündigt, das den Kiez wohl mehr als einen Sommer lang beschäftigen wird – auch wenn es sich wie die beiden vorherigen betont trendig gibt: L.219 heißt es im Marketingsprech.

Die Immobilienheinis von der Münchner Concept Bau – Premier GmbH (was für ein Name!) kommen aus dem schwelgerischen Anpreisen ihres Bauvorhabens kaum noch heraus: „Die Fassadengestaltung wurde komplett weiß gehalten. Schwerelos soll sie nach den Vorstellungen der Architekten neben den gewichtigen Nachbarfassaden schweben.“ – Sicherlich kein leichtes Unterfangen angesichts der beiden unbebauten Nachbargrundstücke. Und weiter geht es dann noch um die „hervorspringenden Fensterelemente, die wie große, flach geschliffene Edelsteine in heller Fassung erscheinen“ – ja, liebe LeserInnen, es ist von GLAS die Rede, das tatsächlich üblicherweise im Wohnungsbau in flacher Ausführung zur Anwendung kommt, wenn auch meist nicht geschliffen. Und weiße Fensterrahmen sind ja auch sowas von edel!

Immerhin 22 Eigentumswohnungen und 3 „Townhouses“ (meint: Maisonette mit Klein-Gartenanschluss) sollen nun also auf dem Grundstück gebaut werden. Knapp drei Monate stand an der Straßenecke zur Rückerstraße ein seltsam hässlicher Verkaufspavillon herum, der nun einer Dampframme weichen musste, die die ersten Gründungsarbeiten ausführte.

Gleichzeitig wird auf dem Nachbargrundstück Linienstraße 216/217 fleißig alte Bausubstanz entsorgt: Die Garagen auf Nr. 217 an der Ecke Rückerstraße werden ebenso platt gemacht wie Vorderhaus und beide Seitenflügel der Nr. 216. Das Vorderhaus war offenbar im Krieg beschädigt worden und ist dann nur noch zwei- bis dreistöckig mit improvisiertem Schrägdach weiter genutzt worden.

Was allerdings uns auf dem bald gänzlich geplätteten Grundstück erwarten wird, ist bislang noch nicht ausfindig zu machen. Hat jemand Tipps? Wie wäre es mit einem Autofriedhof für all die niedergebrannten Limousinen, die hier in der Gegend in letzter Zeit in Rauch aufzugehen pflegen?

4 Kommentare

  1. Zur Linie 216: Habe mich getäuscht mit meiner ersten Behauptung, die Seitenflügel würden stehen gelassen. Die oberen Stockwerke werden anscheinend per Hand abgetragen – vielleicht kommt der Bagger einfach nicht dran, oder sie müssen aus irgendwelchen Gründen vorsichtig sein.

  2. So, jetzt ist zwar immer noch nicht klar, was mit dem Grundstück geschehen soll. Dass es aber wahrscheinlich um Luxuswohnen geht, darauf deutet das Firmenschild der Tewac hin, das jetzt am Bauzaun angebracht worden ist. Die Tewac arbeitet regelmäßig mit anderen Firmen zusammen, so auch bei dem recht großen Bauvorhaben Kastaniengärten in der Schwedter Straße, gleich neben dem Marthas Hof, ihr wisst, dieses Ding, was sie „Urban Village“ schimpfen.

  3. In der Innenstadt zu wohnen war halt schon immer etwas teuerer! Zumal das Bauvorhaben ja auch internationalen Standarts von Metropolen entspricht! Somit werden sich die ewig gestrigen wohl aus diesen Gegenden verziehen müssen, den die Zeiten von 35 DDR Mark sind vorbei! Günstigen Wohnraum gibt es halt nur noch in den Randbezirken! Wer sich diese Gegend nicht leisten kann hat halt auch nix hier verloren!
    Investor

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